Der Größte war er immer. Aber trotz seiner stattlichen zwei Meter Körpergröße konnte sich Moritz Geisreiter in der Kurve ziemlich klein machen – unerlässlich für einen guten Eisschnellläufer. Aber dieses Kapitel will der 30-Jährige an diesem Wochenende beenden. Das Weltcupfinale ist sein letzter Start, über 5000 Meter. „Ich bin lange schwanger mit dem Gedanken gegangen, habe mich aber jetzt endgültig entschlossen, dass ich meine aktive Karriere in Minsk zu einem positiven Ende bringen werde.“
DESG-Präsidentin Stefanie Teeuwen reagierte umgehend und wünschte „im Namen des Verbandes alles Gute für die Zukunft. Ich hoffe auch, dass er dem Eisschnelllauf in welcher Form auch immer erhalten bleibt.“ Das hat der Inzeller ohnehin vor. „Auf meinem weiteren Weg will ich mich als Coach für Jugendliche und junge Menschen außerhalb und im Sport betätigen und ihnen als Karrierecoach bei wichtigen Entscheidungen zur Seite stehen zu können.“ Im Laufe seines Studiums zum Wirtschaftspsychologen (M.A.) hatte Geisreiter diese Beratungsmethode über Jahre parallel zum Sport kennengelernt und angewandt.
Moritz GeisreiterÜber seine duale Ausbildung sprach der Oberbayer eher selten, er packte an. Und absolvierte „nebenher“ auch den A-Trainerschein. Auf den sozialen Kanälen informierte der Spezialist für die „langen Kanten“ stets auch in einwandfreiem Englisch. Französisch beherrscht er ebenso gut. Der Skater startet gut „ausgerüstet“ in Karriere II. Die Laufbahn auf dem Eis brachte ihm einen 4. Platz bei der WM 2012 in Heerenveen (10 km) ein. Im Team-Hotel Wolvega wagte er damals einen präzisen Ausblick, sprach von der olympischen Medaille. „Das war damals eine Vision.“ Die sich in diesem Winter konkretisierte. Vor allem durch die Arbeit mit Bundestrainer Jan van Veen wurde er stabiler, schneller, intensive Gespräche nennt er als weiteren wichtigen Grund für den Fortschritt. „Eine sehr intensive, lehrreiche und gewinnbringende Zeit“, blickt er zurück. Beim Weltcup in Salt Lake City (im Dezember) stand der „Lange“ – neben Ted-Jan Bloemen und Patrick Beckert auf dem Podest (5000 m). Die Zeit von 6:07 Minuten hievte ihn zu einem Anwärter für das Podest in Korea. Van Veen sagt dazu: „Ich habe zwei Jahre mit unheimlich viel Spaß mit Moritz zusammen gearbeitet. Er ist ein Profi, wie ihn sich jeder Trainer wünschen würde. Vor allem im zweiten Jahr zeigte sich, dass er zur absoluten Weltspitze gehörte. Schade, dass er bei Olympia nicht das bekommen hat, was er meiner Meinung nach verdient hätte.“
Bei seinen ersten Spielen 2014 in Sotchi hatte sich Vieldenker Moritz auch mit den Begleiterscheinungen am Rande des Kaukasus beschäftigt. Auf dem Eis belegte er über 5000 m Rang 10 und wurde Achter über 10 km. In Gangneung nun die Plätze 12 (5 km) und 9 (10 km). Hinterher meinte er, wie immer ehrlich, das sei „nicht der Lauf seines Lebens“ gewesen, wie man ihn bei den Spielen erwartet und vor allem benötigt. Und ließ in der Mixed Zone schon mal durchblicken, dass er nicht unbedingt noch die Heim-WM ‚dahoam’ in Inzell (2019) mitnehmen wolle.
So ist es gekommen. Der überragende Biker im DESG-Team, auf dessen Palmarès die steilsten Pässe der Alpen stehen, sagt ‚Servus’ „Mit einem stolzen, zufriedenen Lächeln beim Rückblick auf meine Zeit als Eisschnellläufer.“