„Riesen-Motivation“, ist der Begriff, der hängen bleibt, wenn man im sächsischen Sommer mit Nico Ihle (32) geredet hat. Der erfolgreiche Sprinter spricht auch Sätze wie „Ich fühle, da geht noch was“ oder „Das wird spannend, ich freue mich schon auf die neue Saison“ aus. Das ist typisch Nico, dessen Zukunft auf dem schnellen Eis manche nach nicht ganz berauschenden Olympia-Resultaten (jeweils Platz 8 über 500 und 1000 m) in Frage gestellt hatten. Das Gegenteil ist der Fall. „Die WM in Inzell (Anm. 7. bis 10. Februar 2019) ist ein großes Ziel. Und auch die anschließende Saison scheint interessant.“
Auch das Drumherum stimmt. „Ich bin gesund, uns geht es gut. Wir haben Ferien und danach wird unsere Emma eingeschult. Dann beginnt ein neuer Lebensabschnitt.“ Im Urlaub hatten die Ihles im Roten Meer geschnorchelt und Delfine beobachtet. Danach begann die Planung. Da Bruder Denny weiterhin Bundeswehr-Status besitzt, hauten die Beiden gleich richtig rein. Rolleinheiten, Laufen, Kraftraum, so die Kern-Bausteine des gemeinsamen Trainings-Programms. Zuhause in Chemnitz.
Als Ansprechpartner des Verbands fungiert Erik Bouwman, aktueller Coach des DESG-Perspektivkaders. „Ich kenne ihn schon aus der Zeit, als er die koreanischen Läufer betreute. Ein guter Mann, er hat uns seine Philosophie dargestellt, auch wie er den Nachwuchs voranbringen will. Und hat uns Trainingspläne zugeschickt – ab dem 15. Juli in Inzell trainieren wir mit seinem U23-Kader.“
Kurzfristig hatte der Vizeweltmeister von 2017 (500m), mehrfacher Weltcupsieger und zuletzt WM-Vierter im Sprintvierkampf mit dem Gedanken gespielt, sich einem ausländischen Privatteam anzuschließen. „Aber dort sind Sponsoren abgesprungen, ich hätte mich einkaufen müssen.“ No way. Also die Solo-Lösung. „Seitens der Verbandes gab es keine Zwänge. Ich kann meinen Weg gehen – und möchte im nächsten Winter zeigen, dass dies der richtige ist.“
Und manches kam wie von selbst. Der Radweg vor seinem Haus in Lichtenstein wurde frisch asphaltiert, eine sehr steile Rampe dort eignet sich für hohe Belastungen. Das Fitness-Studio erreicht er in fünf Minuten. Und manchmal guckt der langjährige Trainer Klaus Ebert vorbei, „gibt sein Feedback, auch zu trainingsmethodischen Fragen.“ Die Ihles empfinden ihre Lösung als Herausforderung. „Um zu sehen, dass es auch so funktioniert.“ Eine paar Dinge hätten sie schon verändert. „Und manchmal ist es auch ein Reiz, nicht alles zu auszudiskutieren.“ Nico & Denny, das deutsche Sprint-Duo macht sein Ding – und alles mit „Riesen-Motivation.“