Am vergangenen Wochenende wurde der erste Eisschnelllauf Weltcup der Saison im weißrussischen Minsk ausgetragen. 250 Sportler aus 26 Nationen gingen an den Start und eruierten zum Saisonauftakt ihre Positionen in der Welt. Die Minsk Arena präsentierte sich frisch renoviert und unzählige Helfer und Helferinnen standen jederzeit freundlich mit Rat und Tat zur Seite.
Beim ersten Weltcup in einer neuen Saison treffen die Athleten i.d.R. das erste Mal nach der Sommerpause auf internationaler Bühne aufeinander. Viele Teams haben in den Vorbereitungsmonaten neue Methoden im Training, neue Materialien oder Strategien entwickelt, welche sich hier erstmals auf großer Bühne beweisen müssen. Somit ist dieser Wettkampf besonders im Zuge einer ersten Standortbestimmung spannend zu verfolgen.
Auch wenn Brittany Bowe (USA), Olga Fatkulina (RUS), Thomas Krol (NED) und Patrick Roest (NED) jeweils einen neuen Bahnrekord aufstellten (1000m bzw. 500m), so blieben die großen positiven Überraschungen aus und nicht wenige Trainer diskutierten und suchten am Abend im Hotel nach den Ursachen.
Aber egal woran es am Ende lag – generell hatten einige der angereisten Teams Probleme und blieben deutlich hinter den Erwartungen (aufgrund der gezeigten Vorjahresleistungen) zurück. Einzig die Russen kamen mit den Bedingungen optimal zurecht und knüpften nahtlos an ihre Leistungen aus der Vorsaison an. Aber auch die Niederländer waren guter Dinge und zeigten einmal mehr, dass Eisschnelllauf Nationalsport im „flachen Land“ ist.
Besonders hart hingegen erwischte es die Norweger, da ihre Spitzenläufern Sverre Lunde Pedersen und Håvard Holmefjord Lorentzen auf ganzer Linie enttäuschten. Vor nahezu ausverkauftem Haus (Anm. d. Red.: wie immer die Organisatoren das auch hinbekommen haben, da Eisschnelllauf ein absolutes Nischendasein fristet) halfen ihnen am Ende auch die Anfeuerungsrufe der extra angereisten frenetisch schreienden zwei (!) norwegischen Fans nicht wirklich. Beide Sportler bleiben weit hinter ihren Leistungen der Vorsaison zurück und müssen damit beim kommenden Weltcup in der B-Gruppe starten.
Das deutsche Team war ohne Erwartungen nach Weißrussland gereist. So meinten auch die Bundestrainer Danny Leger und Erik Bouwman im Vorfeld, dass man dieses Wochenende „Dinge ausprobieren“ wolle. Gelungen ist dies vor allem den „Neuen“ im Team. Sowohl Fritjof Petzold, Stefan Emele und Katja Franzen zeigten gute Leistungen in der B-Gruppe.
Positiv zu erwähnen sind aber auch Felix Maly und Michelle Uhrig. Letztere biss sich trotz einer schmerzhaften Zerrung im Halsbereich, die sie in der Bewegung hinderte durch ihre Strecken und konnte mit ihren Zeiten überzeugen. Auch einen Sturz im Semifinale steckte die Berlinerin weg und erlief sich im spätere Finale Platz 15. Claudia Pechstein kam im selben Lauf durch taktisch gut gelaufene Zwischensprints auf Rang 8.
Weniger positiv lief es hingegen für die „Eingesessen“ im deutschen Team. Patrick Beckert, dem noch die 5000m und 10.000m vom vergangenen Wochenende (Deutsche Meisterschaften) in den Beinen steckten, kam über die 5000m am Ende auf Rang 11. Knapp 11 Sekunden hinter dem Sieger Patrick Roest (NED), aber auch er war schneller als Sven Kramer (Platz 13). Die Sprinter über 500m mit Nico Ihle und Joel Dufter konnten ihre Zeiten leider nicht bestätigen und wurden auf die Plätze 11 (B-Gruppe) und 19 (A-Gruppe) verwiesen. Somit stecken sie jetzt am kommenden Wochenende beim Weltcup in Tomaszow über die 500m erst einmal in der B-Gruppe fest.
Auch Roxanne Dufter musste nach ihrem Lauf, enttäuscht feststellen: „Es lief einfach nicht“. Die Inzellerin gab sich aber kämpferisch und ist zuversichtlich das Wochenende „wegzustecken“, sich neu zu sammeln und bei den anstehenden Wettkämpfen ihre Leistungen abzurufen.
Am Ende konnte Trainer Erik Bouwman natürlich nicht zufrieden sein: „Wir hatten hier mehr erwartet und deshalb war das enttäuschend.“ Für viele Sportler aus dem deutschen Team entsprechen die Resultate „der realistischen Darstellung unseres Niveaus,“ so die DESG-Coaches Bouwman und Danny Leger und „wir erwarten eine Steigerung. Am Ende aber zählt für uns vor allem die zweite Saisonhälfte.“
Um dies jedoch erreichen und in der zweiten Saisonhälfte wirklich Leistung auf dem internationalen Parkett zeigen zu können, müssen bei den ersten vier Weltcups Startplätze für die verschiedenen ISU-Meisterschaften erlaufen werden. Die nächste Möglichkeit bietet sich schon am kommenden Wochenende im polnischen Tomaszów Mazowiecki beim 2. Weltcup der Saison.